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Warum wir alle ein bisschen Therapie brauchen - und was unsere Grundbedürfnisse damit zu tun haben

Hast du dich schon mal gefragt, warum manche Dinge im Leben einfach nicht funktionieren, obwohl du dir noch so viel Mühe gibst? Vielleicht fühlt sich dein Job leer an, obwohl du erfolgreich bist. Oder deine Beziehungen scheinen nie ganz so zu sein, wie du sie dir wünschst. Die Antwort darauf liegt oft tiefer, als wir denken – nämlich in unseren psychischen Grundbedürfnissen.


Der bekannte Psychotherapeut Klaus Grawe hat ein Modell entwickelt, das erklärt, was uns Menschen wirklich antreibt und warum es uns so schlecht gehen kann, wenn diese inneren Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Aber keine Sorge: Das Konzept ist nicht nur spannend, sondern bietet auch jede Menge Aha-Momente – egal ob du schon in Therapie bist, darüber nachdenkst, eine zu machen, oder einfach verstehen willst, warum wir Menschen ticken, wie wir ticken.


Okay, stellen wir uns das Ganze mal so vor: Unsere psychischen Grundbedürfnisse sind wie die Grundzutaten eines guten Kuchens. Fehlt eine Zutat oder ist das Verhältnis nicht stimmig, schmeckt der Kuchen – oder in unserem Fall das Leben – irgendwie nicht so, wie es sollte. Klaus Grawe hat diese vier Zutaten ziemlich treffend beschrieben, und jede davon ist für unser inneres Gleichgewicht unverzichtbar.


Also, lehnen wir uns zurück und werfen einen Blick auf die vier psychischen Grundbedürfnisse, die für unser Wohlbefinden entscheidend sind – und wie sie uns helfen können, ein erfüllteres Leben zu führen.


  1. Bindung – Weil wir ohne Nähe einfach nicht können


Ob es die besten Freund:innen, die Familie oder die Partnerschaft ist: Wir alle brauchen Menschen, die uns Halt geben. Bindung ist nicht nur etwas für Kinder, sondern ein Leben lang zentral für unser Wohlbefinden. Sie gibt uns das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit – genau das, was wir brauchen, um mit Stress und Herausforderungen besser klarzukommen.


Aber was, wenn dieses Bedürfnis nicht erfüllt wird? Dann fühlen wir uns oft isoliert, unsicher oder überfordert. Hier kommt die Therapie ins Spiel: Die Beziehung zur Therapeut:in bietet eine sichere und wertschätzende Basis, auf der neue Bindungserfahrungen gemacht werden können. Sie hilft dabei, alte Wunden zu heilen und wieder Vertrauen zu fassen – in andere und vor allem in sich selbst.


  1. Kontrolle und Orientierung – Das Leben in den Griff bekommen


Kennst du das Gefühl, wenn alles um dich herum chaotisch ist und du nicht weißt, wo oben und unten ist? Genau dann meldet sich dein Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung. Wir Menschen mögen es, den Überblick zu haben – zumindest ein bisschen.


Das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung ist eines der wichtigsten, wenn es darum geht, sich sicher und stabil zu fühlen. Wir Menschen mögen es, den Überblick zu behalten – zumindest ein bisschen. Wenn das Leben chaotisch oder unvorhersehbar wird, kann uns das schnell das Gefühl von Sicherheit nehmen. Dieses Bedürfnis wird bei vielen psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, stark verletzt: Betroffene fühlen sich oft hilflos, ausgeliefert und unfähig, etwas an ihrer Situation zu ändern.


Es gibt aber auch das andere Extrem, in dem dieses Bedürfnis überbetont wird, wie zum Beispiel bei Anorexia nervosa. Hier wird die Kontrolle über den eigenen Körper so stark fokussiert, dass sie das Leben dominiert. In der Therapie geht es darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden: Wieder Orientierung und Einfluss auf das eigene Leben zu gewinnen, ohne dabei zwanghaft alles kontrollieren zu müssen. Schritt für Schritt entsteht so ein neues Vertrauen – in sich selbst und die Welt.


  1. Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung


"Bin ich gut genug? Bin ich liebenswert, so wie ich bin?" Diese Fragen begleiten viele Menschen ihr Leben lang – manchmal leise im Hintergrund, manchmal drängend laut. Das Bedürfnis nach einem stabilen Selbstwertgefühl ist grundlegend für unser psychisches Wohlbefinden. Wenn wir uns wertgeschätzt und kompetent fühlen, können wir Herausforderungen meistern und Rückschläge besser verkraften. Aber was passiert, wenn unser Selbstwert immer wieder verletzt wird?


Oft haben Selbstwertkränkungen biografische Wurzeln: Erfahrungen aus der Kindheit, wie übermäßige Kritik, fehlende Anerkennung oder emotionale Zurückweisung, können tiefe Spuren hinterlassen. Diese Erlebnisse prägen unser Selbstbild und können dazu führen, dass wir uns selbst als ungenügend oder fehlerhaft wahrnehmen. Solche inneren Überzeugungen sind nicht leicht zu ändern, weil sie sich oft unbewusst in unsere Gedanken- und Verhaltensmuster eingebrannt haben.


In der Therapie geht es darum, diese Muster zu erkennen und langsam zu verändern. Statt auf die innere Stimme der Selbstkritik zu hören, lernen Klient:innen, sich selbst mit mehr Mitgefühl zu begegnen. Dabei werden nicht nur alte Wunden reflektiert, sondern auch neue, stärkende Erfahrungen geschaffen. Kleine Schritte, wie das Wahrnehmen eigener Stärken oder das Erkennen von persönlichen Erfolgen, tragen dazu bei, das Selbstwertgefühl langfristig zu stabilisieren.


Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, sich selbst anzunehmen, trotz aller vermeintlichen Schwächen. Denn nur, wenn wir lernen, uns selbst mit Wohlwollen zu begegnen, können wir unser volles Potenzial entfalten. Denn ist das Selbstwertgefühl angeknackst, leiden auch die anderen psychologischen Bedürfnisse. Je weniger wir uns liebenswert fühlen, umso härter ist es, soziale Beziehungen aufrecht zu erhalten. Und auch das Gefühl der Autonomie hängt mit dem Vertrauen in uns selbst zusammen.


  1. Lustgewinn und Unlustvermeidung – Mehr Freude, weniger Stress


Ganz ehrlich: Wir wollen ein Leben, das Spaß macht. Klar, ein bisschen Anstrengung gehört dazu, aber wenn das Leben nur aus Stress und Problemen besteht, wird es schnell zäh. Unser Bedürfnis nach Lustgewinn bedeutet, dass wir Dinge erleben wollen, die uns glücklich machen – sei es ein Spaziergang im Wald, ein gutes Essen oder ein herzhaftes Lachen mit Freund:innen. Gleichzeitig wollen wir Unlust vermeiden, also Schmerz, Ärger oder Frust reduzieren.


In der Therapie schaut man genau hin: Was raubt dir Energie, und was könntest du dir zurückholen, um wieder mehr Freude zu erleben? Oft geht es darum, bewusster auf die kleinen Freuden zu achten und sich selbst zu erlauben, diese Momente wirklich zu genießen.


Warum das alles wichtig ist?


Vielleicht fragst du dich: „Okay, diese Grundbedürfnisse klingen logisch, aber warum sollte ich mich damit beschäftigen?“ Ganz einfach: Wenn eines dieser Bedürfnisse dauerhaft verletzt wird, geraten wir aus dem Gleichgewicht. Das kann sich in Form von Angst, Depression, Burnout oder anderen psychischen Belastungen zeigen.


Die gute Nachricht? Unsere Bedürfnisse sind auch der Schlüssel zur Heilung. Wenn wir wieder lernen, sie zu erfüllen – sei es durch Therapie, Selbstreflexion oder kleine Veränderungen im Alltag – können wir uns Schritt für Schritt besser fühlen.


Der Alltagstest: Wie steht’s um deine Bedürfnisse?


Hier ein kleiner Denkanstoß: Überleg doch mal, wie gut deine vier Grundbedürfnisse aktuell erfüllt sind. Gibt es vielleicht Bereiche, in denen du dich nach mehr Bindung, Kontrolle, Selbstwert oder Freude sehnst? Allein schon das Bewusstsein dafür kann helfen, erste kleine Veränderungen anzugehen.


Fazit: Ein Kompass für ein besseres Leben


Die psychischen Grundbedürfnisse nach Grawe sind wie ein innerer Kompass, der uns zeigt, wo es hingehen sollte, wenn wir uns verloren fühlen. Egal, ob du gerade mit einer Herausforderung kämpfst oder einfach nur ein tieferes Verständnis für dich selbst suchst: Dieses Modell bietet dir eine wertvolle Orientierung.


Und das Beste? Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Ob in der Therapie oder mit den Menschen, die dir nahe stehen – es lohnt sich, hinzusehen und aktiv etwas für dein Wohlbefinden zu tun. Schließlich haben wir alle das Recht, ein Leben zu führen, das sich stimmig und erfüllt anfühlt.

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